Expositionsmessdaten für Quarzfeinstaub
Gemäß § 6 der Gefahrstoffverordnung sind vorhandene Ergebnisse von Ermittlungen bzw. Messungen zur Einhaltung von Arbeitsplatzgrenzwerten zur Beurteilung der Gefährdungen für die Gesundheit und Sicherheit Beschäftigter heranzuziehen. Im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht haben die Berufsgenossenschaften eine Vielzahl von Arbeitsplatzmessungen durchgeführt. Die Auswertungen der Ergebnisse nach Branchen und Tätigkeiten geben wertvolle Hinweise auf das Ausmaß einer mögliche Gefährdung an Arbeitsplätzen ("-" bedeutet statistische Auswertung nicht sinnvoll).
Die im Folgenden für ausgewählte Beispiele dargestellten Daten ersetzen nicht eine individuelle Gefährdungsbeurteilung und Wirksamkeitsprüfung der gewählten Schutzmaßnahmen.
Die folgenden Beispiele sind dem BGIA Report Quarzexposition am Arbeitsplatz aus dem Jahr 2006 entnommen. Ein neuer Report ist in Vorbereitung.
Die Vorabveröffentlichung der MEGA-Auswertung 2005 -2016 ist bereits im Internet abrufbar.
Im neuen Report wird zwischen personenbezogenen und stationären Daten unterschieden. Die noch unkommentierten Ergebnistabellen sind branchen- und tätigkeitsspezifisch aufgeschlüsselt.
1. Herstellung von Dachbahnen
Während in der Vergangenheit zur Dachabdichtung mit Bitumen oder bis ca. 1979 auch mit Teer beschichtete Filzpappe (Dachpappe) verwendet wurde, kommen heute Bitumenbahnen mit Einlagen aus Glas, Polyester oder Jute zum Einsatz. Für bestimmte Einsatzzwecke werden ihre Oberflächen mit mineralischen Stoffen, wie Kies, Quarzsand oder Schiefersplitter, bestreut. Dabei können quarzhaltige Stäube in die Luft am Arbeitsplatz freigesetzt werden, dies insbesondere an den sog. Bestreuungsstühlen der heute vollkontinuierlichen Herstellungsanlagen.
Allerdings befinden sich in diesem Bereich üblicherweise keine ständigen Arbeitsplätze. Eine Exposition gegenüber den quarzhaltigen Stäuben kann vor allem bei den Maschinenführern (Maschinenrundgängern) oder dem Wartungspersonal gegeben sein.
Zeitraum 1 | Messdaten/ | Stoffidentität 3 Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert 5 | 50%-Wert 6 | 90%-Wert 7 |
1995-2003 | 17/8 17/8 12/5 | A-Fraktion mg/m³ | 0,52 | 0,20 | 0,50 | 0,87 |
2. Herstellung und Verarbeitung von Gummiwaren
Gummimischungen werden zur Erhöhung der Festigkeit überwiegend amorphes Siliciumdioxid zugesetzt. Als Verunreinigung in Silicaten (z.B. Talkum) kann aber auch Quarz am Arbeitsplatz auftreten.
Eine Exposition gegenüber quarzhaltigem Staub am Arbeitsplatz ist beim Einwiegen der Füllstoffe, dem anschließenden Mischen (Kneter, Walzwerke) und beim Extrudieren der Gummiware zu erwarten.
Gegenüber früheren Messwerten ist seit Mitte der 80er Jahre insgesamt ein deutlicher Rückgang der Quarzbelastung festzustellen. Es gibt drei verschiedene Arbeitsbereiche, in denen eine Exposition mit Quarz gegeben sein kann. Diese unterscheiden sich in den Daten allerdings sehr wenig, daher ist nur eine Tabelle angegeben.
Arbeitsplätze sind das Einwiegen, die Herstellung der Rohgummimischung und die Verarbeitung der Mischungen.
Zuschlagstoffe für die Gummimischungen werden Säcken, Eimern oder Trommeln mit einer Schaufel entnommen und offen auf einer Waage abgewogen. In vielen Fällen steht dazu ein abgesaugter Abwiegeplatz (Wägeraum) zur Verfügung.
Die Bestandteile der Rohgummizubereitung werden in Innenmischern (Knetern) oder auf Walzwerken gründlich gemischt. Insbesondere beim Einfüllen bzw. Aufgeben quarzhaltiger Zuschlagstoffe kann eine Exposition gegenüber entsprechenden Stäuben erfolgen.
Aus Gummimischungen werden Formkörper (Rohlinge), insbesondere durch Extrudieren oder Spritzen hergestellt, wobei gleichzeitig eine (Teil-)Vulkanisation erfolgen kann. Um ein Aneinanderkleben der Produkte zu verhindern, wird deren Oberfläche oft mit einem Trennmittel (z.B. Talkum), das Quarz enthalten kann, behandelt. Dadurch ist bei diesen Vorgängen (und weiteren Verarbeitungsschritten) mit einer Exposition gegenüber Quarzstaub zu rechnen.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
2000-2003 | 34/16 34/16 26/13 | A-Fraktion mg/m³ | 0,72 | 0,16 | 0,52 | 1,82 |
3. Herstellen von Beschichtungs- und Klebstoffen, Fug- und Spachtelmassen
Silikate wie Kieselsäure, Glimmer oder Kaolin werden bei der Herstellung von Beschichtungsstoffen (Farben, Lacken) oder Klebemitteln den Mischungen, z.B. als Füllstoff oder Verdickungsmittel zugesetzt. Eine Gefährdung durch quarzhaltige Stäube kann beim Einwiegen und den Mischvorgängen sowie beim Abfüllen fester Produkte gegeben sein.
Der Ersatz quarzhaltiger Rohstoffe durch amorphes Siliciumdioxid und effektivere Absauganlagen beim Ansetzen und Absacken fester Stoffe hat zu einer deutlichen Abnahme der Quarzstaub-Exposition in der Branche geführt.
3.1. Einwiegen
Zuschlagstoffe für die Zubereitungen werden Säcken, Eimern oder Trommeln mit einer Schaufel entnommen und offen auf einer Waage abgewogen. In vielen Fällen steht dazu ein abgesaugter Abwiegeplatz (Wägeraum) zur Verfügung.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
1990-2003 | 13/10 13/10 12/9 | A-Fraktion mg/m³ | 1,74 | 0,36 | 1,23 | 2,71 |
3.2 Ansetzen flüssiger Mischungen
Feste Zusätze zur Herstellung von Beschichtungsstoffen oder Klebemitteln werden per Hand aus Säcken, Trommeln oder anderen Gefäßen, aber auch maschinell aus Großgebinden oder Silos in die Mischgefäße gefüllt. Dabei kann Staub entstehen.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
2000-2003 | 11/7 11/7 7/4 | A-Fraktion mg/m³ | 0,80 | 0,18 | 0,38 | 1,71 |
3.3 Ansetzen trockener Mischungen
Feste Zusätze zur Herstellung von Beschichtungsstoffen oder Klebemitteln werden per Hand aus Säcken, Trommeln oder anderen Gefäßen, aber auch maschinell aus Großgebinden oder Silos in die Mischgefäße gefüllt. Dabei kann Staub entstehen.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
2000-2003 | 10/6 10/6 9/5 | A-Fraktion mg/m³ | 1,38 | 0,66 | 1,1 | 2,02 |
4. Kunststoff und Kunststoffschaum, Herstellung und Verarbeitung
Im Bereich der Herstellung bzw. Bearbeitung von Kunststoff-/Kunstschaum-Produkten werden quarzhaltige Mineralien für sehr unterschiedliche Zwecke eingesetzt.
Als Verstärkungsmaterial finden sich entsprechende Stoffe, z.B. in Dentalmaterialien oder in Mineralguss. Als Beschichtungsmittel werden Quarzsand oder -mehl, z.B. zur Herstellung von Fassadenplatten, Fußböden oder GFK-Rohren, verwendet. Talkum dient als Trennmittel.
Dementsprechend besteht die Gefahr, dass quarzhaltiger Staub vor allem beim Einwiegen und Zumischen, bei der Extrusion von Formkörpern und der Bearbeitung (Schleifen, Sägen, etc.) quarzhaltiger Produkte am Arbeitsplatz auftritt.
Messungen wurden in der Vergangenheit besonders an Schleifarbeitsplätzen und bei Mischvorgängen vorgenommen. Höhere Messergebnisse (> 0,1 mg/m³) sind in den letzten Jahren nur in Einzelfällen aufgetreten.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
2000-2003 | 34/12 34/12 17/8 | A-Fraktion mg/m³ | 1,02 | 0,13 | 0,22 | 0,82 |
5. Herstellung pharmazeutischer und kosmetischer Produkte
Bei der Herstellung, insbesondere Formulierung und Konfektionierung von pharmazeutischen, wie auch kosmetischen Produkten, werden Substanzen eingesetzt, die quarzhaltige Verunreinigungen enthalten können. So ist die Pudergrundlage vieler Kosmetika Talkum, Kaolin oder Kieselgur.
Expositionen gegenüber quarzhaltigen Stäuben treten beim offenen Befüllen von Mischern, bei der Herstellung von Presskörpern und dem Abfüllen pulverförmiger Produkte auf.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
1985-1994 | 27/13 27/13 20/10 | A-Fraktion mg/m³ | 0,74 | 0,18 | 0,35 | 1,53 |
6. Herstellung von Pflege- und Reinigungsmitteln
Reinigungs- und Pflegemittel sind Zubereitungen, die neben waschaktiven Substanzen, Parfümen, Lösemitteln, Pflegekomponenten, Farbstoffen und Konservierungsmitteln auch quarzhaltige Substanzen zum besseren Schmutzabtrag enthalten können. Dies trifft (in der Vergangenheit) insbesondere auf Scheuermittel zu.
Eine Exposition gegenüber Quarzstaub ist vor allem beim offenen Befüllen der Mischer und dem Verpacken von pulverförmigen Produkten zu erwarten.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
1988-2004 | 17/11 17/11 11/7 | A-Fraktion mg/m³ | 1,45 | 0,18 | 0,98 | 3,79 |
7. Herstellung von Gießereihilfsmitteln
Formsande für die Herstellung von Gießformen werden überwiegend auf der Basis von Quarzsanden hergestellt. Daneben kommen auch weitere natürliche Mineralien wie Alumosilikate, Schamotte oder Magnesit als Grundsubstanz zum Einsatz. Als Binder dienen Tone, Wasserglas oder Zement, aber auch Kunstharze.
Bei der Vorbereitung (Reinigung) der Einsatzstoffe, insbesondere aber bei Misch- und Trockenvorgängen und dem Abfüllen der Säcke kann eine Exposition gegenüber Quarzfeinstaub gegeben sein.
Zeitraum | Messdaten/ | Stoffidentität Dimension | Arithmetischer | 10%-Wert | 50%-Wert | 90%-Wert |
1995-2004 | 119/21 119/21 111/21 | A-Fraktion mg/m³ | 2,74 | 0,12 | 0,83 | 6,43 |
Erläuterung zu den Tabellenspalten:
1 Zeitraum: Ausgewerteter Datenzeitraum.
2 Messdaten/Betriebe: Anzahl der Messdaten und Anzahl der Betriebe, in denen Messdaten im angegeben Zeitraum für Quarz ermittelt wurden.
3 Stoffidentität/Dimension: Bezeichnung der drei ausgewerteten Stoffe - A-Fraktion, Quarz, Quarzgehalt - mit der zugehörigen Dimension.
4 Arithmetischer Mittelwert: Arithmetischer Mittelwert für die Stoffe A-Fraktion, Quarz und Quarzgehalt im angegeben Zeitraum.
5 10 % - Wert: Für diesen Wert (10 %-Perzentil) gilt, dass 10 % der vorhandenen Konzentrationswerte unterhalb, die restlichen 90 % oberhalb dieses Wertes liegen.
6 50 % - Wert: Für diesen Wert (50 %-Perzentil) gilt, dass 50 % der vorhandenen Konzentrationswerte unterhalb, die restlichen 50 % oberhalb dieses Wertes liegen.
7 90 % - Wert: Für diesen Wert (90 %-Perzentil) gilt, dass 90 % der vorhandenen Konzentrationswerte unterhalb, die restlichen 10 % oberhalb dieses Wertes liegen.